Diese Hausarbeit habe ich im Wintersemester 2005/06 im Seminar “Urburschenschaftlicher und nationaler Gedanke im 19. und 20. Jahrhundert” bei Dr. Helma Brunck (Geschichte, Uni Mainz) verfasst.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Juden repräsentieren 2006 in Deutschland einen Bevölkerungsanteil von 100.000 bei 80 Mio. Bis 1938 waren es 600.000 in Deutschland bei 60 Mio. Und 200.000 in Österreich. Diskriminiert wurden Juden in allen Zeitepochen, auch wenn es immer wieder auch friedlich Zeiten hab.
Viele Berufe waren ihnen verwehrt, wie z. B. der “ehrbare” Handwerksberuf. So ist es nicht verwunderlich, dass so viele Juden als Händler den Lebensunterhalt verdienten oder mit Geldgeschäften. Dieser Umgang mit Gold im Allgemeinen schürte den Neid der nicht jüdischen Bevölkerung. Eine militärische Laufbahn oder ein Studium waren ihnen in den deutschen Landen verwehrt. Das Leben wird in einem Judenviertel gestattet, in denen oft drangvolle Enge herrschte und in vielen Kommunen des Nachts zusätzlich abgesperrt wurde.
Im Mittelalter und der frühen Neuzeit existierte die Rassenideologie des Antisemitismus’ noch nicht. Der Hass richtete sich nicht auf die Juden als “Rasse”, sondern auf das Judentum als unbekannte Gruppe, die sich überall ausbreitete. Sie wurden als „Chistusmörder“ beschimpft. Wenn etwas Negatives geschah, dass man sich nicht erklären konnte, Missernten, Pest oder andere Seuchen ausbrachen, gab man den Juden die Schuld. In Wut plünderte und zerstörte man ihre Häuser und beschimpfte, verletzte oder tötete viele. Berüchtigt sind die Gräueltaten der Horden des 1. Kreuzzuges, die entlang des Rheines zogen und alle Juden, denen man habhaft werden konnte, umbrachten.
In der großen Stadt Frankfurt am Main wurde ein Ghetto für die Juden errichtet, dass nur aus einer einzigen langen Straße bestand. In diesem Frankfurter Ghetto muss es schrecklich gewesen sein. In Heinrich Heines „Rabbi von Bacherach“ wird das Ghetto als ein heruntergekommenes Elendsviertel und Bakterienherd beschrieben.[1]Vgl. Heine, Rabbi von Bacherach, S. 15.
In der frühen Neuzeit und der Epoche der Aufklärung veränderte sich die Stellung der Juden in Deutschland zum positiven, die mit dem Namen Moses Mendelssohn (1729-1786) einhergingen.
Moses Mendelssohn kam als Kind alleine nach Berlin, um dort von einem Rabbiner unterrichtet und selbst Rabbiner zu werden. Anfangs sprach der nur Jiddisch, lernte jedoch schnell das Deutsche und einige andere Sprachen durch die Lektüre verschiedenster deutschen und ausländischen Werke.[2]Werke, die nicht in Jiddisch geschrieben waren, waren jedoch damals Juden verboten zu lesen, da sie als „verderblich“ angesehen wurden. Aber Mendelssohn hatte Glück und ebenso weltoffene … Continue reading Mendelssohn wurde über die deutschen Grenzen hinaus mit seinen populär-philosophischen Schriften bekannt, die von seinen Zeitgenossen sehr geschätzt wurde. Allerdings gerieten sie unter der Popularität von Kant und Herder schnell wieder in Vergessenheit. Mendelssohn war ein enger Freund von Ephraim Lessings und dient Lessing als lebendes Vorbild für seinen Nathan den Weisen.[3]Vgl. Kampmann, Deutsche und Juden, 100.
Mitz der Ausweitung der französischen Herrschaft über Deutschland nach der französischen Revolution auf die deutschen Lande und den Eroberungen durch Napoleon wurde die Aufklärung auch gesetzlich durch den Code Civil (1804) und das Hardenberg’sche Edikt (1812) deutlich gebessert und die Ghettos abgeschafft.
1812 erhielten die Juden zeitweise die Bürgerrechte mit der Einschränkung des §9, in dem sich der preußische König die Zulassung selbiger zum Staatsdienst vorbehält.
Der Wiener Kongress 1814/15 hob die Gleichberechtigung der Juden wieder auf. Erneut folgten Judenverfolgung und Pogrome. Es eine Zeit, in der viele Juden zum Schutz und um die Freiheit zu nutzen, zum Christentum übertraten.
Bei den Befreiungskämpfen der deutschen Staaten gegen Napoleon kämpften viele deutsche Juden mit und waren von der deutschen patriotischen Idee mindestens so sehr überzeugt wie ihre christlichen Landsmänner. Allerdings hatten jüdische Soldatenn keinen Anspruch auf staatliche Versorgung. Aber mit dem Wiener Kongress 1814/15 erlitten sie einen herben Rückschlag, da sie immer noch keine volle Gleichberechtigung erhielten.[4]Vgl. Czermak, Christen gegen Juden, 118.
Die Burschenschaft und ihr Antijudaismus
[5]Der Begriff Antisemitismus, der den Hass gegen die jüdische Rasse beschreibt und in den 1880er Jahren erst geprägt wurde, war hier nicht der Auslöser. Und dennoch wurde hier die Wiege für ihn … Continue reading 1812 veröffentlichte Karl August Fürst von Hardenberg sein Edikt zur Judenemanzipation in Preußen. Da die Juden bereit waren, dasselbe wie Christen an Pflichten zu erledigen, wäre es nur schlüssig, dass diese auch dieselben Rechte genießen dürfen, begründetete er dieses Edikt.[6]Vgl. Kampmann, Deutsche und Juden, 134.Schon zuvor gab es Arten von Toleranzedikten für Juden von Kaiser Joseph II. aus dem Jahr 1782, die amerikanische Unabhängigkeitsverfasung von 1787 und die schon erwähnte französische Verfassung von 1791.[7]Vgl. Czermak, Christen gegen Juden, 117.
Als Gegenreaktion auf die Hardenberg’schen Reformen gründeten Achim von Arnim[8](1781-1831), Jurastudium. Publizist, viele Reisen. Brachte mit Brentano “Des Knaben Wunderhorn” heraus. und Adam Müller am 18. 1. 1811 in Berlin die Deutsche Tischgesellschaft. Ihr schlossen sich einige Akademiker an. Die Mitglieder bestanden zu einem großen Teil aus den gebildeten Schichten. Sie verband ein antijudaischer, teils auch schon antisemitischer und antifranzösischer Patriotismus. “Freie Meinungsbildung” und “demokratische Diskussionen” waren in den Statuten festgeschrieben. Die Zulassungsbestimmungen ließen nur “ehrhafte, sittliche, christliche Männer, aber keine Philister[9]Mit “Philister” sind in der Sprache der Studentenverbindung die “Alten Herren” gemeint, also ehemalig Aktive in einer Verbindung. Mitglied werden. Sie trafen sich einmal in der Woche, tranken Bier und hielten Reden. Die bekanntesten Tischreden sind Brentanos Philister Rede und Arnims “Über die Kennzeichen des Judentums” vom 1811, in der er die körperliche Stigmatisierung der Juden forderte. Sie hätten bestimmte Neigungen wie Spekulationen und Verschlagenheit, und frönen einem reaktionären Antikapitalismus. Der Vorwurf, der Jude sei von Natur aus ein Geldmensch, ein “Wucherer” und “Blutsauger” war in Wirklichkeit nie erloschen. Begeistert waren auch alle, als Arnim über die sittliche Verkommenheit der Juden und ihren abscheulichen körperlichen Merkmalen wie Körpergeruch, Erbkrankheiten, Geruch nach Zwiebeln und Knoblauch und andere körperliche Eigenheiten wie zum Beispiel Blähungen.[10]Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 104. Er mahnte die anderen Mitglieder, darauf zu achten, dass kein Jude in ihrem Verein Mitglied werden dürfe. Zur Überprüfung empfahl er “die Auflösung der Juden in ihre Bestandteile”.
Auch Johann Gottlieb Fichte[11](1762-1814), Professor für Philosophie. Erster Rektor an der neugegründeten Humboldt-Universität in Berlin. gehörte zum Kreis der Tischgesellschaft. Er war Philosoph und gilt mit Schelling und Hegel als wichtigster Vertreter des deutschen Idealismus’ und als einer der geistlichen Begründer der Burschenschaft. Er kritisierte das Duellwesen, die Trinksitten und Raufereien der damaligen Landsmannschaften und hegte die Idee einer gesamtdeutschen Organisation. Er definierte Nationen als biologische Wesen, die aus dem Volksgeist entstünden und träumte von seinem Ideal der deutschen Nation: Einer homogenen Gesellschaft ohne Adel, Zünfte und Juden.
Solche völkischen, antiliberalen und judenfeindlichen Ideen sind nicht nur in der Tischgesellschaft, sondern auch im Tugendbund Friedrich Ludwig Jahns, in Turnvereinen und Burschenschaften zu finden. In Jahns Turnbund waren Juden streng ausgeschlossen und als “Nicht-Deutsche” diffamiert.[12]Vgl. Sterling, Judenhaß, 148.
Jahn[13](1778-1852), erlagte als Schüler und Student keinen Abschluss. Gründer der Turnbewegung und damit verbunden des schulischen Turnunterrichtes. Wurde in Verbindung mit den Karlsbader Beschüssen … Continue reading äußerte sich offen und scharf antijüdisch und antifranzösisch. Er behauptete, Polen, Franzosen, Geistliche, Adel und Juden wären Deutschlands Unglück.[14]Vgl. Sterling, Judenhaß, 148. Er rief Studenten der Universität Jena und anderen Universitäten zum Kampf in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 gegen Napoleon auf. Seine Ideen und sein Gedankengut verbreiteten sich unter den Studenten. Das Wartburgfest 1817 fand auf seine Initiative statt. Ernst Moritz Arndt[15](1769-1860), studierte evangelische Theologie, Geschichte, Erd- und Völkerkunde, Sprachen und Naturwissenschaften und war Professor in Greifswald und Bonn. Wurde allerdings zeitweise wegen seiner … Continue reading Sein Gedicht “Was ist des Deutschen Vaterland?” wurde vertont und war eines der am meisten gesungenen Lieder der Burschenschafter. Wenig später nach der Rückkehr der Studenten aus der Völkerschlacht bei Leipzig gründeten sie am 12. Juni 1815 die Jenaischen Burschenschaft.
Auch der Einfluss von Professor Jakob Friedrich Fries[16](1773-1843), Professor für Philosophie. Zeitweise wegen Konakt zur burschenschaftlichen Bewegung entlassen. auf die Jenaer Burschenschaft war bedeutend. Fries forderte die Studenten auf, ihren Individualismus und die Humanitätsideale der Aufklärung aufzugeben und sich zu dem “deutschen Volkstum” zu bekehren. Von seinen Heidelberger und Jenaer Studenten verlangte er, zuerst die jüdischen Studenten als “Feinde unserer Volkstümlichkeit” auszuschließen. Es gab aber auch eine andere Heidelberger Verbindung, die “Teutonen”, die gegen die so genannten “Friesianer” und kämpften für die Zulassung von Juden in Burschenschaften eintraten[17]Vgl. Sterling, Judenhaß, 119.. Fries war der einzige Professor, der an der Bücherverbrennung anlässlich des Wartburgfestes anwesend war.[18]Vgl. Sterling, Judenhaß, 148.
In den Statuten zur Deutschen Burschenschaft wurde 1815 nichts zur Judenfrage und zum Waffenzug niedergeschrieben. Dennoch gab es schon von Anfang an Burschenschaften mit stark antijüdischen Ideologien. Die Jenaer Burschenschaft der “Unbedingten” beispielsweise nahm in ihre eigene Verfassung den Artikel auf, dass “nur ein Deutscher und Christ” in die Burschenschaft eintreten könne.[19]Vgl. Kampmann, Deutsche und Juden, 156f. Auch die Gießener Verbindung “Die Schwarzen” leiteten ihre “Christlichkeit” aus der germanischen Volkstümlichkeit als Gegenprinzip zur Jüdischen her.[20]Vgl. Sterling, Judenhaß, 148.
Am 18. Oktober 1819 wurde im Gedenken an die Völkerschlacht bei Leipzig und an den Zufluchtsort Luthers auf der Wartburg ein Gedenkfest von der Jenaer Burschenschaft veranstaltet. Es wurden Reden und ein Festgottesdienst gehalten. Spät in der Nacht verrichtete der härteste Kern eine Verbrennung von “nicht-deutscher” Literatur und Symbolen der unterdrückung. Mit dabei war das Werk “Germanomanie” von dem jüdischen Schriftsteller Saul Ascher als sinnbildliche Ermordung Aschers.[21]Veröffentlichte 1815 seine Schrift mit dem programmatischen Namen “Germanomanie” und verurteilte darin Nationalismus und Deutschtümelei Germanomanie” war eine abwertende … Continue reading Diese Szenen ließen Heine 1820 in seinem Werk Almansor schreiben: “Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.”.[22]Zit. nach: Heine, Almansor, S. 10.
Keiner von den in diesem Kapitel aufgezählten sich antijüdisch äußernden Personen kannte die Realität des Judentums. Sie sahen das Judentum als eine durch Religion verschwommene Krämer- und Trödlerkaste an, die über die ganze Welt verbreitet war. Da eine Händlerkaste aber kein Staat sei und ein Staat sowieso nicht über die ganze Erde verbreitet sein konnte, hatten die Juden kein Vaterland, konnten somit nicht für ein Vaterland kämpfen und schon gar nicht für das deutsche und deshalb konnte ein deutscher Staat die Juden nicht als Bürger aufnehmen.[23]Vgl. Kampmann, Deutsche und Juden, 155.
Fries erläuterte einmal, dass man ihm die jüdische Eigenschaft gelobt habe und auch bewiesen habe, dass die Zahl der jüdischen Verbrecher sehr gering sei. Fries antwortete, er wisse, dass sie sich gern von Mord und Totschlag zurückhielten, solange noch einige Gefahr dabei sei, aber ein Christ nenne diese Eigenschaft Feigheit, die man nicht zu den Tugenden, sondern zu den Lastern zähle. Diese überhebliche Anmerkung war einer der radikalen Äußerungen, die den Jenaer Studenten Karl Sand anstachelten, den reaktionären Dramatiker Kotzebue am 23. März 1819 zu ermorden. Als Rechtfertigung gab er nur seine Überzeugung an. Nach seiner Auffassung heilige die eigene Überzeugung alle Mittel. Damit hob er die Überzeugung zu einem universellen Richt- und Rechtfertigungsschwert. Das reichte den Richtern nicht als Rechtfertigung und er wurde zum Tode verurteilt. Nachdem ein Selbstmordversuch scheiterte, fand er sich erfolgreich in einer Rolle als Märtyrer für die Nationalbewegung ein. Die schnelle Reaktion der Obrigkeit waren die Karlsbader Beschlüsse.[24]Verbot der Burschenschaftem, Überwachung der Universitäten, Pressezensur, Entlassung und Berufsverbot für liberal und national gesinnte Professoren, Exekutionsordnung, Universitätsgesetz, … Continue reading Doch die Beschlüsse engten die Burschenschaften und die nationale Bewegung nicht so entscheidend ein, wie dies erforderlich gewesen wäre. Zusätzliche Wut bei den Burschenschaftern auf. Als sich in Würzburg ein älterer Professor zugunsten der Juden äußerte, begannen die Studenten aus Spott vor seinem Haus “Hep-Hep[25]Abkürzung für “Hierosolyma est perdita”: Jerusalem ist verloren. Der Ruf soll auf einen Schlachtruf von römischen Soldaten während der Belagerung Jerusalems im Jahr 70 zurückgehen. … Continue reading! Jud’ verreck’!” zu rufen und warfen ihm Bestechlichkeit vor. Wie eine Lunte weitete sich die Aktion rasend schnell in der ganzen Stadt aus. Auch das Kleinbürgertum beteiligte sich daran, alle jüdischen Gebäude und Häuser zu zerstören und zu plündern. Die Tumulte wurden immer zerstörerischer. Manche erinnerte der Zustand an eine Radierung Merians von 1617, die einen Progrom im Frankfurter Ghetto zeigt, ein anderer Augenzeuge wähnte sich im Jahr 1419 und nicht 1819.[26] Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 108f.
Am Ende gab es zahlreiche Verwundeten und Tote. Die Behörden reagierte nich und erst als Soldaten eingriffen, trat Ruhe ein. Der Hass vieler Menschen blieb und sie forderten die Ausweisung aller Juden aus Würzburg.[27]Vgl. Kampmann, Deutsche und Juden, 160. Wie in Würzburg war es in vielen anderen Städten.
Da alles zerstört worden war, flohen viele Juden aus der Stadt ohne Hab und Gut auf das Land.[28]Vgl. Graetz, Geschichte der Juden, 334 und Elon, Aus einer anderen Zeit, 108. Ca. 90% der deutschen Juden waren arm oder sehr arm. 10% der sehr armen waren Bettler. Diese armen Würzburger Juden wehrten sich nicht gegen die Angriffe, weil sie entweder zu eingeschüchtert waren oder darin vertrauten, dass die Ordnung wieder hergestellt werden würde. Die Zurückhaltung des jüdischen Bürgertums jener 10% lässt vermuten, dass es sich nicht für das Schicksal des jüdischen Kleinbürgertums und der jüdischen Armen interessierte.[29]Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 111.
Die gleichen Vorgänge gab es in den folgenden Wochen auch in anderen deutschen Städten an der Küste, am Rhein und besonders südlich des Mains.[30]Vgl. Graetz, Geschichte der Juden, 335. Überall musste die Obrigkeit für Ordnung sorgen. Der Koblenzer Polizeichef schreibt in einem Bericht, die Erregung habe dermaßen überhand gewonnen, dass Übergriffe auf Juden als verdienstvoll angesehen würden.[31]Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 109f.
Ursachen für das Eingreifen des christlichen Kleinbürgertums in diese Tumulte gibt es viele. Politische Enttäuschung, Hoffnungslosigkeit und Verbitterung nach den Jahren nach den Befreiungskriegen, dürftiges Ergebnis des Wiener Kongresses, Passivität des Bundestages, schwere Wirtschaftskrisen[32]Nach der Aufhebung der Kolonialsperre konnte Handel und Gewerbe mit England nicht mehr mithalten., steigende Brotpreise nach Missernten und dadurch resultierende Armut[33]Vgl. Kampmann, Deutsche und Juden, 160.. Die Unruhen zeigen eindringlich die Verflechtungen von lokalen Anlässen und politisch-sozialen Bedingungen mit historischen Traditionen. Beachtenswer sind die Unterschiede in den deutschen Ländern. Obwohl es in Preußen mehr reiche Juden gab als anderswo, gab es dort kaum Unruhen.
Rühs war ein weiterer geistiger Begründer der deutschen Burschenschaft. Rühs rühmte sich damit, nie mit Juden verkehrt zu haben und kein jüdisches Haus betreten zu haben.
Schon 1815 hatte der Berliner Geschichtsprofessor Friedrich Rühs ein Flugblatt mit dem Titel “Über die Ansprüche der Juden an das deutsche Bürgerrecht” verteilt. Darin teilte er die Ansicht, dass man den Juden keine Bürgerrechte gewähren dürfe und sie in die Schranken weisen und ausstoßen solle. Er bezeichnete die Juden als “geduldetes Volk”, als Menschen ohne politische Rechte und als ortsansässige Fremde, da Deutschland nicht die Heimat der Juden wäre[34]Vgl. Kirchner (Hg.): Rabbi von Bacherach, S. 51. Ebenso: Kirchner, Heine und das Judentum, 72.. Fries schrieb eine Rezension über Rühs’ Flugblatt “Über die Gefährdung des Wohlstandes und Charakters der Deutschen durch die Juden”[35]“[…] Nicht, den Juden, unsern Brüdern, sondern der Judenschaft erklären wir den Krieg. […] Die Judenschaft ist ein Ueberbleibsel aus einer ungebildeten Vorzeit, welches man nicht … Continue reading und stimmte darin Rühs’ Meinung nicht nur zu, sondern steigerte durch die Wahl seines Vokabulars die Aggressivität. Er erklärte dem Judentum den Krieg, weil sie rückständig wären. Er bezeichnete das Judentum als “Völkerkrankheit”, die sich wie Schmarotzer am Elend der anderen bereichere. Gleichzeitig nannte er die Juden aber auch Brüder. Hier wird deutlich, dass Fries nicht gegen die Juden als Menschen, sondern gegen das Judentum als Konfession wettere. Seine Forderungen waren:
- Es soll versucht werden, die Juden zur Emigration zu überreden oder ins Ghetto zu bringen, da er ihnen nur dort Schutz versichern kann. Zudem soll kein Christ in persönliche Abhängigkeit von einem Juden kommen.
- Jüdische Kinder müssen auf öffentliche christliche Schulen gehen und vor ihrem Ausbildungsabschluss auf ihre Christlichkeit überprüft werden. Zudem müssen sie unterschreiben, dass sie der jüdischen Lehre nicht anhängen.
- Der Staat soll die Juden nur als Religionspartei und nicht als politische Partei schützen. Außerdem forderte er das mittelalterliche Schutzjudentum und das Judenabzeichen in Form einer “Volksschleife” wieder einzuführen.
Noch weiter geht Hartwig Hundt-Radowsky[36](1780-1835), lernte Jahn und dessen Ideologie kennen und verfasste rachsüchtige, antinapoleonische Kriegslyrik. in seinem Flugblatt “Judenspiegel”: Jüdische Männer sollten entweder kastriert, an Engländer für Indien verkauft oder wegen ihres Spürsinns für Kostbarkeiten als Bergbauarbeiter eingesetzt werden.[37]Vgl. Kirchner (Hg.): Rabbi von Bacherach, S. 57-59. Hundt-Radowsky empfahl, ihnen den Mund zuzukleben, damit sie nichts stehlen können.. Die jüdischen Frauen dagegen sollten wegen ihrer Schönheit ins Bordell gebracht werden und so die Bordell-Besucher durch den Juden nachgesagten Knoblauch- und Zwiebel-Mundgeruchs zu mehr Sittlichkeit zwingen.[38]Vgl. Sterling, Judenhaß, 69.
Juden in der Burschenschaft bis 1831
Heinrich Heine
Einer der bekanntesten deutschen jüdischen Burschenschafter dieser Zeitspanne ist Heinrich Heine. Er wurde am 13. Dezember 1797 in Düsseldorf als Chaim Heine geboren. Er wuchs in Düsseldorf als Sohn eines Tuchhändlers in einer Zeit auf, als das linksrheinische Deutschland zum napoleonischen Frankreich gehörte. Durch die napoleonischen Gesetze zur Emanzipation der Juden, wuchs er frei auf.[39]Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit. 97. In Bonn, Göttingen und Berlin studierte er Jura und wurde von seinem wohlhabenden Onkel Salomon aus Hamburg finanziert. Heine war nicht sonderlich begeistert, Jura zu studieren.[40]In seinen Memoiren schrieb er: „[…] Sie [Heines Mutter] meinte jetzt, ich müsse durchaus Jurisprudenz studieren. […] Da eben die neue Universität Bonn errichtet worden, wo die … Continue reading Im Wintersemester 1819 schrieb er sich an der Universität in Bonn ein. Aber er hörte kaum juristische Studien, sondern viel lieber Geschichte, Literatur und Sprachwissenschaft.[41]Vgl. Hädecke, Heinrich Heine, 113.
Heine schrieb während seiner Bonner Studienzeit sein relativ unbekanntes Theaterstück Almansor, aus dem der vielzitierte Satz „Das war das Vorspiel nur, dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“ stammt.[42]Vgl. Decker, Heinrich Heine, 61.
Heine wurde Mitglied in der Bonner Burschenschaft Alemannia, der etwa die Hälfte aller Bonner Studenten angehörten.[43]Vgl. Kopelew, Ein Dichter kam vom Rhein, 67. Ebenso: Liedtke, Heinrich Heine, 34. Diese gerade neu gegründete Verbindung hatte keine streng burschenschaftliche Ausrichtung.[44]Vgl. Liedtke, Heinrich Heine, 36. Sie bestand nicht auf der christlich-deutschen Ausbildung, sondern auf der Kommunikation der Studenten untereinander und so wurde auch der Jude Harry Heine aufgenommen. Heine war kein Aktivist, sondern besuchte nur gelegentlich ihre Treffen.[45]Vgl. Hädecke, Heinrich Heine, 110f. Während einer Burschenversammlung beispielsweise verstand sich die Versammlung als Gericht und forderte schließlich die Todesstrafe für den preußischen König. Heine war darüber entsetzt und diskutierte mit seinen Mitbrüdern. Am Ende stimmte die Mehrheit für die Hinrichtung. Daraufhin sagte Heine, dass er sehr traurig über dieses Urteil sei. Denn wenn man einmal im Namen der Freiheit zu foltern begänne, dann wäre der Anfang meistens leicht, aber das Ende schwer.[46]Zit. nach: Kopelew, Ein Dichter kam vom Rhein, 71f. Wie bei vielen Heine-Zitaten sollte sich seine Befürchtung als wahr herausstellen.
Nach zwei Semestern verließ Heine Bonn, da der Familienrat beschlossen hatte, dass er an der anerkannten Universität in Göttingen weiterstudieren solle. Göttingen war noch wenige Jahre vor Heines Immatrikulation 1820 einer der in Europa angesehensten Universitäten, verlor dann aber stetig mehr den guten Ruf. Als Heine nach einem Fußmarsch von Bonn nach Göttingen dort eintraf, herrschte ein kühles, unpersönliches, unkameradschaftliches Klima.[47]Vgl. Hädecke, Heinrich Heine, 122. Heine fühlte er sich von Anfang an in Göttingen sehr unwohl und suchte manchmal Abwechslung bei der Burschenschaft Guestphalia.[48]Vgl. Hädecke, Heinrich Heine, 187.
An einem Tag aßen Heine und der Studenten Wilhelm Wiebel auf Eutin im „Englischen Hof“ und unterhielten sich über Verschiedenes und schließlich über den „Heidelberger Fall“, der in der Literatur nicht näher erläutert wird. Wenn eine Studentenverbindung eine andere in Verruf bringe, so ist das eine Schweinerei findet Heine, worauf Wiebel antwortete, dass es eine Schweinerei sei, so etwas zu dem Vorgang zu sagen. Heine forderte sich Wiebels Name und Adresse und ließ ihm kurz darauf die Duellforderung zukommen. Duelle waren aber seit einigen Jahren verboten und Spitzel wurden von der Universität gut dafür bezahlt, Duelle zu verraten.[49]Vgl. Hädecke, Heinrich Heine, 124. So erhielten beide Stubenarrest. In dem folgenden Verhör söhnten sich beide aus. Trotzdem erhielt Heine vom Universitätsgericht im Januar 1821[50]Das gesamte Protokoll zur Gerichtsverhandlung ist zu lesen bei Schmidt, Heine in Göttingen, S. 136-143. das Consilium abeundi. Außerdem wurde er wegen einem „Vorgehen gegen die Keuschheit“, einem Bordellbesuch, aus der Burschenschaft ausgeschlossen. Manche Forscher vermuten, dass es ein Vorwand war. Denn war es zwar verboten, aber unter Studenten durchaus üblich war, ein Bordell zu besuchen. Der wirkliche Grund für den Ausschluss aus der Burschenschaft war wohl Heines jüdische Religion. Denn Juden war es seit dem geheimen Burschentag am 29. 9. 1820 in Dresden verboten, in Burschenschaften Mitglied zu sein.[51]„Als solches, die kein Vaterland haben und für unseres kein Interesse haben können, nicht aufnahmefähig, außer wenn erwiesen ist, daß sie sich christlich-teutsch für unser Volk ausbilden … Continue reading Nur mit einer Taufe konnte man das Gebot umgehen. Heine war tief verletzt. Wenige Jahre später rechnete er in seinen Reisebildern hart mit Göttingen ab.[52]Vgl. Heine, Reisebilder. Die Harzreise. S. 3. Siehe auch: Heine, Wintermärchen. Caput X, S. 211. Da er an Syphilis erkrankte, musste er Göttingen nicht sofort verlassen.[53]Vgl. Decker, Heinrich Heine, 73.
Heine zog weiter nach Berlin. Am 4. April 1821 trug sich Heine in die Matrikel der Stadt ein und lebte fortan im Berliner Zentrum. Auch hier gefiel es ihm nicht gut. Schuld daran war die harte Zensur seiner Schriften und die preußische Strenge. Ob Heine sich in Berlin auch einer Burschenschaft anschloss ist nicht bekannt, nach den Ereignissen in Göttingen aber unwahrscheinlich. Sein einsemestriges Studium in Berlin verlief ohne bekannte Zwischenfälle. Allerdings schloss er sich dem 1819 als Gegenreaktion zu den Hep-Hep-Unruhen gegründeten „Verein für Cultur und Wissenschaft der Juden“ an und befasste sich mit seiner Religion, obwohl er nie tief religiös war. Aber hier bekam er die Idee für ein Prosa-Stück namens „Der Rabbi von Bacherach“, was anfangs als historischer Roman gedacht war und als Fragment endete.
Noch mehr musste sich Heine nach seiner Promotion 1825 in Göttingen mit dem Judentum auseinandersetzen, da ihm drohte, wegen seiner Religionszugehörigkeit keine Stelle zu bekommen. Aufgrund einer Verfügung von 1822 wurden Juden von akademischen Lehr- und Schulämtern ausgeschlossen.[54]Siehe § 9 des Emanzipationsediktes: “In wie fern die Juden zu andern öffentlichen Bedienungen und Staats-Aemtern zugelassen werden könne, behalten Wir Uns vor, in der Folge der Zeit, … Continue reading Anlass dazu war die Berufung des Rechtsphilosophen und Gegners der historischen Rechtsschule, Eduard Gans[55](1797-1839), stammte aus einer jüdischen Bankiersfamilie aus dem liberalen, assimilierten Judentum, studierte in Berlin und Göttingen Jura, Philosophie und Geschichte, bekam Einladung als … Continue reading, für eine Professur in Berlin. Gans war Vorsitzender des „Vereins für Cultur und Wissenschaft der Juden“ und ein Freund Heines. Diese neue Regelung wurde kurz vor Beginn der Amtseinführung von Gans in Kraft gesetzt und erhielt die Bezeichnung “Lex Gans”. Gans ließ sich taufen und konnte so den Lehrstuhl doch übernehmen.[56]Vgl. Kampmann, Deutsche und Juden, 166.
Heine plagten in dieser Zeit große Entscheidungsprobleme. Sein Judentum wurzelte in einer tiefen Antipathie gegen das Christentum. Aber er befasste sich mit dem Gedanken, dass er sich irgendwann taufen lassen musste, auch wenn er es nicht wollte.[57]Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 127. Auch seine Familie drängte ihn zu diesem Schritt. Im Juni 1825 war es soweit und er ließ sich taufen.
Die Pfarrer bestanden meist darauf, dass man mit der Taufe einen neuen christlichen Vornamen annahm. Aus Harry Heine wurde nun Christian Heinrich Heine. Er bezeichnete später in Prosaaufzeichnungen den Taufzettel als “Entréebillet zur europäischen Kultur”.
Schon kurz nach seiner Taufe bedauerte er diesen Schritt, da sich die erhofften Vorteile nicht einstellten. In einem Brief an seinen Freund und ebenfalls Mitglied des Vereins, Moses Moser, klagte er, dass seine Taufe gar nichts an seiner beruflichen Situation geändert hätte.[58]„Ich bereue es sehr, daß ich mich getauft habe; ich sehe noch gar nicht ein, daß es mir seitdem besser gegangen sei.“ zit. nach: Elon, Aus einer anderen Zeit, 29. Ein Grund dafür, dass er keinen Arbeitsplatz bekam, wird wohl auch seine politische Ansicht gewesen sein. Er fühlte sich immer noch mehr dem Judentum als dem Christentum zugetan. War doch seine Konvertierung nicht aus religiöser Überzeugtheit, sondern aus gesellschaftlicher Hoffnung geschehen. So sagte er, er sei getauft, aber nicht bekehrt.[59]Vgl. Höxter, Quellenbuch zur jüdischen Geschichte, 38. Als der Dichter Graf von Platen ihn öffentlich wegen seiner jüdischen Verbundenheit angriff, machte Heine Platens Homosexualität publik und machte damit von Platen gesellschaftlich unmöglich.
Die Verfechter der christlich-deutschen Ausbildung der Studenten, wie zum Beispiel Jahn, Arndt oder Fries, betrachteten Heine argwöhnisch. Er entsprach ihrem Feindbild: Heine wollte zwar die deutsche Einheit und verfocht sie in seinen Schriften, mochte aber die Franzosen und war ganz und gar kosmopolitisch eingestellt. Er war ein zum Christentum konvertierter Jude, der sich aber weiterhin sich als Jude fühlte. Heine schrieb in seiner sarkastischen Art scharf gegen die „Deutschtümler“.
Zu diesem Zeitpunkt lebte er schon in Paris, wohin er 1831 vor der preußischen Zensur geflüchtet war. Er arbeitete dort weiterhin als Schriftsteller, aber auch Pariser Korrespondent für die deutsche „Allgemeine Zeitung“.
1832 verschlechterte sich seine Krankheit, die er schon seit seinen Kindheitstagen mit sich trug. Bis heute ist man sich nicht sicher, welches Nervenleiden er hatte, aber es wird bei den meisten Forschern von Multipler Sklerose ausgegangen. Zeitgleich mit dem Ausbruch der Revolution 1848 in Deutschland wurde Heine für die letzten acht Jahre seines Lebens bettlägerig.[60]„Es war im Mai 1848, an dem Tage, wo ich zum letzten Male ausging“ zit. nach: Heine, Romanzero, S. 6. Er selbst bezeichnete diese Phase als „Matratzengruft“. Trotzdem schrieb er bis zu seinem Tod weiter. Er starb am 17. Februar 1856 in Paris.
Felix Mendelssohn Bartholdy
Felix Mendelssohn Bartholdy wurde am 3. Februar 1809 in Hamburg geboren. Er stammte aus einer respektierten, wohlhabenden, jüdischen Familie und war ein Enkel des schon erwähnten berühmten Philosophen Moses Mendelssohn. Moses Mendelssohn starb kurz nach der Geburt seines Sohnes Abraham. Abraham erzog seine Kinder christlich, ließ Felix am 21. März 1816 protestantisch taufen und den Namenszusatz “Bartholdy” anfügen.
1811 zog die Familie wegen der französischen Besetzung nach Berlin zur verwitweten Frau von Moses Mendelssohns, der Großmutter von Felix.
Felix mochte besonders seine Schwester Fanny (*1805). Sie war wie Felix musikalisch hochbegabt. Beide bekamen als 2jähriger bzw. 6jährige 1811 ihren ersten Musikunterricht. 1818 trat Felix als 9jähriger zum ersten Mal in der Öffentlichkeit auf und komponierte in den folgenden drei Jahren über 100 Werke.[61]Vgl. Konold, Felix Mendelssohn Bartholdy, S. 31. 1825 zog er nach Paris, wo er drei berühmte Musiker seiner Zeit traf: Meyerbeer, Rossini und Cherubini.
Nach seinem Studium, über das man nichts genaues erfährt, übernahm er 1832-1835 zahlreiche Reisen nach England, wo er zu Dirigaten eingeladen wurde. 1835 zog Mendelssohn Bartholdy nach Leipzig, unternahm aber weiterhin Reisen nach England. Bei der Heimkehr einer dieser Reisen erreichte ihn die Todesnachricht seiner Schwester Fanny. Daraufhin brach er zusammen, zog sich zurück und machte mehrere Monate in der Schweiz Urlaub. Er erlitt innerhalb einer Woche zwei Schlaganfälle, fiel ins Koma und starb am 4. November 1847.
Die Denk- und Verhaltensweisen bei Mendelssohn Bartholdy und Heine waren verschieden: Heine war bei seiner Taufe bereits erwachsen und ließ sich nur aus gesellschaftlichen Gründen taufen. Mendelssohn Bartholdy hatte nicht diesen Konflikt, da sein Vater ihn früh in der christlichen Lehre unterwiesen hatte. Er hatte in seiner Kindheit wenig mit Theologie und Judentum zu tun. Trotzdem fühlte er sich solidarisch mit Juden. Nicht, weil er als Jude geboren worden war, sondern weil er sich ganz im Stil seines Großvaters als “human denkender aufklärungs-freundlicher, gottesfürchtiger Christ” sah.[62]Vgl. Werner 66f. Ein Zeitgenosse von ihm sagte scherzhaft, dass die Taufe das einzig Jüdische an ihm sei.[63]Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 87. Heine war mit Abraham Mendelssohn und seiner Familie gut bekannt, verstand aber Felix’ Einstellung nicht. Für ihn war es unvorstellbar, dass sich Mendelssohn Bartholdy als Enkel Moses Mendelssohns nicht mehr für die Emanzipation der Juden einsetzte. Dass Felix ganz im Sinne seines Großvaters dachte, verstand er wohl nicht. Heine verehrte Moses Mendelssohn. An Ferdinand Lassalle, einen anderen jüdischen Burschenschafter, schrieb Heine, dass er sich an Mendelssohn Bartholdys Stelle anders verhalten würde, wenn Mendelssohn sein Großvater wäre.
“Wenn ich das Glück hätte, ein Enkel von Moses Mendelssohn zu seyn, so würde ich mein Talent nicht dazu hergeben, die Pisse des Lämmleins in Musik zu setzen.“[64]Hier spielt Heine darauf an, dass es Mendelssohn Bartholdy nach langem Kampf gelungen war, Bachs nahezu vergessene Matthäus-Passion wiederaufzuführen. Heine fand es seltsam, dass ein Judenjunge den … Continue reading Aber auch wenn Heine Mendelssohn Bartholdys Einstellung nicht einverstanden war, mochte er ihn und verehrte ihn auch etwas.[65]Vgl. Heine, Geständnisse, S. 38.
Aber nicht nur das Christentum bzw. die christliche Musik verhalfen Mendelssohn Bartholdy zu seiner Karriere, sondern auch die Burschenschaft und Nationalbewegung halfen der Familie Mendelssohn Bartholdy beim gesellschaftlichen Aufstieg. Das wurde zu jener Zeit nicht vielen konvertierten Juden zuteil. Mendelssohn Bartholdy schrieb viele Männerchöre, die bei Gesangvereinen und auch Burschenschaftern gut ankamen. Besonders beliebt war “Wer hat dich, du schöner Wald, aufgebaut so hoch da droben” und das so genannte “Lied für die Deutschen in Lyon” (“Was uns eint als deutsche Brüder”).[66]Vgl. Lönnecker, Frühe Burschenschaft und Judentum, 78f.
Friedrich Julius Stahl
Friedrich Julius Stahl wurde am 16. Januar 1802 in Würzburg als Friedrich Julius Jolson geboren. Er wuchs im Haus seines Großvaters, einem Vorsteher der jüdischen Gemeinde München, auf. Er konvertierte in Erlangen unter dem Einfluss des neuhumanistischen Pädagogen und Schulreformers Friedrich Tiersch aus Überzeugung zum Protestantismus und nahm den programmatischen Namen “Stahl” an.
In Würzburg, Heidelberg und Erlangen studierte er Jura. In Würzburg wurde nicht streng nach den Karlsbader Beschlüssen durchgefasst und die Burschenschaften inoffiziell nicht aufgelöst.[67]Wahrscheinlich, weil Kronprinz Ludwig von Bayern Metternich feindlich gesinnt war. Vgl. Masur, Friedrich Julius Stahl, S. 46. Stahl wurde sofort Mitglied in der Burschenschaft und war begeistert vom Leben mit Gleichgesinnten. Hier stand Stahl politisch für den gemäßigten, französischen Liberalismus ein. Durch seine intellektuelle Begabung und sein rhetorisches Talent war er bald in der Gruppe sehr angesehen. Schon im zweiten Semester wurde er Senior, Sprecher der Burschenschaft.[68]Vgl. Masur, Friedrich Julius Stahl, S. 47f.
Am 20. Juli 1820 beging die Würzburger Burschenschaft die Feierlichkeit zu ihrem zweijährigen Stiftsfest und lud die Burschenschaften aus Tübingen und Heidelberg ein.[69]Vgl. Masur, Friedrich Julius Stahl, 50. Kurze Zeit später wechselte Stahl an die Universität in Heidelberg. Heidelberg war der Mittelpunkt der deutschen Romantik. Die Heidelberger Burschenschaft zeigte nationale wie nationalistische Bestrebungen, die sich auch in zwei Burschenschaften schied. Die “Allgemeine Burschenschaft” war eher humanitär-rationalistisch geprägt und nahm auch Ausländer und Nicht-Christen auf und die Burschenschaft um Fries, die streng deutsch-christlichen Idealen nachstrebte. Als Stahl nach Heidelberg kam, gab es dort nur noch die Burschenschaft um Fries. Stahl war in Heidelberg schon so bekannt und gefeiert, dass er noch während seines ersten Semesters zum Senior gewählt wurde. Während seiner Zeit gab es in Heidelberger Burschenschaft eine neue Verfassung, die die christlich-deutsche Ideologie als Grundlage hatte.[70]Vgl. Masur Friedrich Julius Stahl, 54f. Um seine Studien zu vollenden ging er nach Erlangen. Hier veränderte er sich. Aus nicht näher bekannten Gründen wandte er sich stärker dem Christentum und seinen Idealen zu als denen der Burschenschaft.[71]Vgl. Masur, Friedrich Julius Stahl, 62. Er brach mit den burschenschaftlichen Forderungen und trat im Winter 1822 der Erlanger Burschenschaft bei, in der Absicht, sie aufzulösen. Sein politisches System befürwortete einen Gottesstaat mit einem starken, absolutistisch-herrschenden Monarchen, dem die Untertanen dienen müssen.[72]Vgl. Masur, Friedrich Julius Stahl, 71. Mit den damaligen Forderungen der Burschenschaft nach einer Republik und Absetzung des Königs hinterging man nach Stahls Meinung den Staat. Stahls Absicht, die Burschenschaft aufzulösen, wurde aber verraten und um die wütenden Studenten zu beruhigen, erklärte er, dass die Anschuldigungen nicht stimmten. Die Burschenschafter glaubten ihm. Damit war aber Stahls Plan gescheitert.[73]Vgl. Masur, Friedrich Julius Stahl, 69.
Im Juni 1823 erließ die Polizei in Erlangen Warnungen an die Studenten wegen der eigentlich verbotenen Verbindung. Die Regierung hatte von der Teilnahme Stahls am Streitberger Burschentag erfahren und fahndete nach ihm. Am 16. August verhörten sie Stahl. Bei der Vernehmung gab Stahl zu, in Streitberg gewesen zu sein, leugnete aber, die Namen der Deputierten zu kennen und auch, von einer Uni abgeordnet zu sein. Der Kommissar ordnete die Durchsuchung seiner Wohnung und Beschlagnahmung aller Papiere an. In seinem Zimmer befand sich zu diesem Zeitpunkt ein Brief, aus dem der Fortbestand der Erlanger Burschenschaft hervorgeht. Da man die Tür der Wohnung verschlossen fand, erbot sich Stahl, von einem Nebenzimmer aus zu öffnen. Er wollte in der Zwischenzeit den Brief beseitigen. Allerdings waren ihm die Polizisten gefolgt und fanden den Brief. Stahl gestand nun auch den Vorbestand der Burschenschaft und verschwieg nichts mehr. Die Polizei löste die Verbindung sofort auf. Stahl verlor wegen daraufhin die Möglichkeit, als Staatsdiener zu arbeiten, was ihn hart traf. Am 27. August 1823 reichte er dem Direktorium der Uni seine Verteidigungsschrift ein mit der Bitte, sie an die höchste Stelle gelangen zu lassen. In dieser Schrift sprach er seine Richter direkt mit moralischen, religiös-ethischen Begründungen und rhetorische Fragen an. Der Ministerialkommissar erstattete am 23. 9. 1823 der Regierung einen Bericht zu Gunsten Stahls . Trotzdem verhängte das Direktorium der Universitäts- und Staatspolizei am 17. Januar 1824 über ihn die Relegation. Der Gnadenersuch an den bayrischen König war teils erfolgreich. Am 20. April war der Urteilsspruch des Königs Relegation auf 2 Jahre bei tadelfreiem Betragen und Nichtbeteiligung an gesetzeswidrigen Verbindungen.[74]Vgl. Masur, Friedrich Julius Stahl, 75f.
Im März 1827 habilitierte er sich und wurde Professor in München, Erlangen und Berlin. In Berlin wurde er der Nachfolger von Eduard Gans. Seine Vorlesungen waren gesellschaftliche Ereignisse, zu denen sich sogar Mitglieder des Königshauses einfanden.[75]Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 83. König Friedrich Wilhelm IV. ernannte ihn 1849 zum lebenslangen Mitglied der Ersten Kammer. Damit war er der Führer der reaktionören Bewegung … Continue reading Er wurde eine der prägenden Personen für den Konservatismus in Preußen. Bismarck schrieb von “unserem geliebten Stahl”.[76]Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 184. Stahl nutzte auf kirchlichem Gebiet seine Stellung als Mitglied des evangelischen Oberkirchenrates zur Lockerung der Union, zur Stärkung des Neuluthertums und zur Erneuerung der Herrschaft der Geistlichkeit über die Laienwelt.
Er verfasste zahlreiche religiöse und politische Schriften. Zu seinen Hauptwerken gehörte “Die Philosophie des Rechts” (1830-37). Er forderte die Anerkennung einer göttlichen Ordnung und einer darauf aufbauenden Staatsform. Am liebsten die konstitutionelle Monarchie. Er wurde so auf religiösem Gebiet strengster Verkünder des christlichen Offenbarungsglauben und auf politischem Gebiet glühendster Verfechter des Legitimitätsprinzips.
In seinem Werk “Der christliche Staat” argumentierte er, dass es der göttlichen Ordnung widerspreche, wenn Juden Führungspositionen einnahmen. Das verwundert, da er selbst als Jude geboren wurde. Jedoch muss man bedenken, dass Stahl als Junge “missioniert” wurde und aus echter Überzeugung zum protestantischen Glauben übergetreten war und nicht wie andere aus gesellschaftlichen Gründen. Seiner Meinung nach sollten die Juden volle bürgerliche, jedoch keine politischen Rechte erhalten. Politische Entschlossenheit erfordere einen autoritären Staat und keine Demokratie. Ausgerechnet seine Lehren von christlichen Staaten schürten den Antijudaismus.[77]Vgl. Lönnecker, Frühe Burschenschaft und Judentum, 78. So ist es auch nicht verwunderlich, das Stahl 1848 mit Beginn der Revolution aus der Hauptstadt floh. Seiner Meinung nach half nur das Christentum gegen die Revolution.
Der Gedanke an ein vereintes Deutschland war ihm erst in der Burschenschaft gekommen. Doch schien er es völlig vergessen oder verdrängt zu haben, weil er nun die Burschenschaft keineswegs mehr schätzte.[78]Vgl. Masur, Friedrich Julius Stahl, 78. Nun predigte er die Tugend der Tradition, die Unfehlbarkeit der christlichen Lehre und das Recht des Monarchen, unumschränkt zu herrschen. Die Aufklärung war für ihn deshalb ein Übel, weil sie die göttliche Ordnung von Kirche und Thron zerstört habe[79]Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 183.. Er starb schließlich am 10. August 1861 in Bad Brückenau.
Juden in der Burschenschaft ab 1831
Ludwig Bamberger
Ludwig Bamberger wurde am 22. Juli 1823 in Mainz als Sohn einer jüdischen Bankiersfamilie geboren.[80]Im Mainzer Archiv findet man unter der Signatur “ZGS / A-E, Bamberger” Zeitungsartikel mit dem Lebenslauf und dem Stammbaum Bambergers. Mainz war die erste Republik auf deutschem Boden, gegründet von französischen Jakobinern 1793. Die jüdische Gemeinde, die sich hier über die Jahrhunderte angesiedelt hatte, spürte auch nach Ende des napoleonischen Regimes noch die positiven französischen Einflüsse. Ihre soziale Lage hatte sich seitdem nicht verschlechtert.
Bamberger studierte in Mainz und Heidelberg Jura. In Heidelberg war er sehr beliebt, auch war er politisch sehr engagiert. Religionen allerdings waren ihm gleichgültig. Er hatte das Glück, etwas später als Heine geboren zu sein, da sich die Burschenschaften 1831 wieder für Juden geöffnet hatten und die Juden nicht mehr so sehr wie die in den 1820er und 1830er Jahren eingeengt wurden. Er war Mitglied in der Burschenschaft Wallhalla.
Am Morgen des 25. Februar 1848, kurz nach Bambergers Promotion, erreichte ihn die Nachricht einer erneuten französischen Revolution. Mit ein paar Freunden fuhr er mit dem nächsten Zug nach Paris und mischte sich unter das Treiben auf den Pariser Straßen. Bald jedoch bekamen Bamberger und seine Kommilitonen Zweifel und Angst um ihre beruflichen Chancen im Deutschen Bund, falls sie in Paris erkannt werden würden. So fuhren sie wieder zurück nach Heidelberg. Bei einem Umsteigestopp in Karlsruhe erfuhren sie, dass auch in Karlsruhe die Revolution ausgebrochen war. Die Unruhen breiteten sich auf Heidelberg aus. Auch dort forderte man nun auch in Heidelberg allgemeines Stimmrecht, Pressefreiheit und ein gesamtdeutsches Parlament.
Bamberger ging zurück in seine Heimatstadt Mainz, wo eine Woche nach den Märzunruhen in Berlin die Revolution ausbrach. Er wurde neuer Redakteur bei der Allgemeinen Zeitung und rief in ihr dazu auf, sich der Bewegung anzuschließen. Bamberger wurde in Mainz als großer Redner und Kolumnist als “roter Ludwig” bekannt und von den Gleichgesinnten verehrt.[81] Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 153f. Auch als einer der Anführer der radikalen Demokraten machte er sich einen Namen. Schließlich gewährte der Großherzog von Hessen-Darmstadt die geforderten Rechte: Versammlungs- und Petitionsfreiheit, Pressefreiheit, Abschaffung verschiedener polizeilicher Vorschriften inklusive des Verbotes, in der Öffentlichkeit Pfeife zu rauchen.[82]Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 165. Nach dem Scheitern der Frankfurter Nationalversammlung war Bamberger zutiefst enttäuscht, verließ die Mainzer Zeitung und reiste dem Rumpfparlament nach. Als auch dieses scheiterte, ging er in die Schweiz. In den deutschen Ländern wurde er in Abwesenheit zuerst zu einer Zuchthausstrafe und 1852 zu Tode verurteilt. In der Schweiz machte er als Bankier Karriere. 1856 lernte er wenige Monate vor dessen Tod den todkranken Heine in Paris kennen.[83]Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 186f.
Als 1867 der Großherzog von Hessen-Darmstadt eine Amnestie für die Veteranen von 1848 erließ und Hessen-Darmstadt Mitglied im norddeutschen Bund wurde, zog Bamberger zurück nach Mainz. Hier stürzte er sich sofort wieder in die Politik, trat der Nationalliberalen Partei bei und wurde ins Zollparlament gewählt.[84]Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 192. Er war ein energischer Vertreter der Währungsunion und 1869/70 an der Gründung der Deutschen Bank beteiligt. Ein Jahr später wurde er persönlicher Berater Otto von Bismarcks. Nach dem preußischen Sieg 1871 über Frankreich empfahl der frankophile Bamberger, die Franzosen im Sinne einer schnellen Aussöhnung nicht zu sehr zu brüskieren. Ob der Missachtung war er sehr entsetzt.[85]Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 195. 1871-1893 war er Mitglied des Reichstages als Abgeordneter des Wahlkreises Bingen-Alzey, den er als führendes Mitglied der nationalliberalen Fraktion meist sicher gewann, obwohl er wegen seiner Konfession oft angefeindet wurde. So z. B. von dem Antisemiten und seinem zeitweisen Fraktionskollegen Heinrich von Treitschke.[/fn]Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 105. Ludwig Bamberger starb am 14. März 1899 in Berlin.
Berthold Auerbach
Berthold Auerbach wurde am 28. Dezember 1812 als Moses Baruch Auerbacher in Nordstetten[86]Heute Horb am Neckar. als Sohn eines Händlers geboren. Er besuchte die 1822 in Nordstetten eröffnete jüdische Gemeindeschule, da er nach dem Vorbild seines Großvaters ebenfalls Rabbiner werden sollte. Nach seiner Bar Mitzwa 1825 ging er auf die Talmudschule in Hechingen[87]”Ich verbrachte dort ein trauriges Stück Leben.“, zit. nach Scheuffelen, Berthold Auerbach, 30. und wechselte 1827 nach Karlsruhe auf die Rabbinerschule. Die finanzielle Lage seiner Familie nach dem Tod seines Großvaters wurde so desolat, dass sie das Schulgeld für die Talmudschule nicht mehr bezahlen konnten. In Karlsruhe wohnte er bei seinem Onkel und begann eine lebenslange Freundschaft zu seinem entfernten Verwandten Jacob Auerbach (1810-1887) aus Emmendingen. 1830 wechselte er an das Obere Gymnasium nach Stuttgart und stand der verbotenen Schüler- und Studentenverbindung Amicitia nahe. Ab 1832 studierte er ein Semester Jura, dann Philosophie in Tübingen und wird Mitglied bei der Burschenschaft Germania. Er war von der Einheitsbewegung begeistert. So sagte er:
“Ich bin Deutscher und kann nichts anderes sein. Ich bin Schwabe und will nichts anderes sein. Ich bin Jude. All das zusammen gibt die richtige Mischung.“[88]Zit. nach: Elon, Aus einer anderen Zeit, 169.
1833 immatrikulierte er in München, da ihm der politische Druck in Tübingen zu arg wurde.[89]Vgl. Scheuffelen, Berthold Auerbach, 31f. Doch blieb er bei der Germania weiterhin Mitglied und feierte mit ihnen am 22. Juni 1833. In der darauffolgenden Nacht wurde er wegen staatsfeindlicher Umtriebe als radikal-liberaler Burschenschafter verhaftet und auf die Polizeiwache mitgenommen. Am 24. Juni wurde er aus der Haft entlassen, aber ins obergerichtliche Gefängnis[90]Wurde “Demagogenherberge” genannt, da dort fast nur verurteilte Burschenschafter saßen. in Tübingen versetzt, wo noch andere Burschenschafter saßen.[91]Vgl. Scheuffelen, Berthold Auerbach, 34. Daraufhin zwangsexmatrikulierte ihn die Universität München, allerdings durfte er in Heidelberg sein Studium abschließen.[92]Vgl. Scheuffelen, Berthold Auerbach, 29. Im Spätherbst 1835 bereitete er sich auf sein Rabbinerexamen vor, wurde dann aber wegen “der veralteten und doch nicht antiquierten Demagogengeschichte”[93]Zit. Nach: Scheuffelen, Berthold Auerbach, 40. nicht zu gelassen und wandte sich der Schriftstellerei zu. Er schrieb Artikel für die Zeitung “Europa”.[94]Vgl. Scheuffelen, Berthold Auerbach, 40.
Am 12. Dezember 1836 kam es zur “Erledigung der Untersuchungssache gegen die Mitglieder der Tübinger Burschenschaft wegen Verdachts einer hochverrätherischen Verbrüderlichkeit”. Auerbach wurde zu zwei Monaten Festungshaft verurteilt, die er vom 8. Januar bis 8. März 1837 absaß. Danach kehrte er nach Stuttgart zurück.[95]Vgl. Scheuffelen, Berthold Auerbach, 42.
Als Schriftsteller erreichte er 1843 seinen Durchbruch mit den “Schwarzwälder Dorfgeschichten” und beeinflusste damit u. a. auch Balzac, Turgenjew und Tolstoi. Als 1848 die Revolution durch Deutschland zog, hielt er sich in Heidelberg auf und freute sich riesig über den Ausbruch.
Er hatte lange keine Probleme mit Anfeindungen, obwohl er nicht konvertierte. Diesen außergewöhnlichen Status genoss er sehr.[96]Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 171f. Noch in den 1870er Jahren erklärte er, dass die Integration der Juden nun eine unumstößliche Sache wäre.[97]Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 209. Aber diese Freude wurde ihm allerdings bald genommen. Seine Lebensweisheit “Die Juden sind Kinder des Mitleids. Sie verstehen, Leid zu tragen, zu lindern, weit besser, als Freude zu schaffen.”[98]Zit. nach: Wolbe, Lebensweisheiten … Auerbachs, 17. brauchte er im Alter. 1880 berichtete er weinend einem Freund, dann man ihm “Hep-Hep” nachrufen hätte. Und das, wo er sein ganzes Leben für das deutsche Volk gearbeitet hätte und er niemandem mit seinem Patriotismus nachstehe.[99]Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 219.
“Auerbach, über Nacht gealtert, ‘ein kranker, lebensmüder, gebrochener Greis, gelb und trocken die Haut, die Augen glanzlos’, wurde immer verzweifelter. Am 22. November 1880 verbrachte er den Nachmittag auf der Besuchertribüne des preußischen Abgeordnetenhauses, das über einen Antrag auf Rücknahme des Gleichstellungsgesetzes diskutierte. Niedergeschlagen kehrte Auerbach nach Hause zurück. Seine Verzweiflung und das, was zwei Generationen später die Tragödie aller deutschen Bürger jüdischen Glaubens werden sollte, resümierte er tags darauf in dem Satz: ‘Vergebens gelebt und gearbeitet!’.“[100]Zit. nach: Elon, Aus einer anderen Zeit, 220.
Schluss
Der Judenhass des frühen 19. Jahrhunderts war nicht wie im Mittelalter Ergebnis auf Unwissenheit begründet, sondern von wachsender Vertrautheit. Er richtete sich nicht gegen fremd wirkende Traditionalisten, sondern gegen die assimilierte jüdische Mittelschicht. Früher hatten die Menschen Furcht und manchmal blinden Hass gegen die unbekannte, geheimnisvolle Gemeinschaft. Nun empfand man Antipathie gegenüber einem Volk, das nun selbst Deutsch schrieb und sprach und das zu kennen man zutiefst überzeugt war. Aber es schien ihnen nur so.
In Realität war es eine extreme Form der Romantik, die sich in erster Linie gegen alles aus der Epoche der Aufklärung wehrte und das Christentum als deutsche “Staatsreligion” verstand und damit das Judentum in Deutschland nicht überlebensfähig machte. Aber sie richtete sich immer noch gegen das Judentum als Religion und Glaubensgrundsatz, nicht gegen die Juden als Menschen.
Diese extreme Meinung war allerdings nicht überall zu finden, sondern nur vereinzelt bei bestimmten Burschenschaften. Andere Burschenschaften spürten einen Zwang und zogen nach. Aber nicht aus Überzeugtheit, sondern aus “Mitläuferzwang”. Natürlich gab es dennoch einige sehr radikale Burschenschaften, wie die schon beschriebenen Jenaer Unbedingten und Gießener “Schwarzen”, um die sehr puritanischen Brüder Follen, der in Christus sein Vorbild sah und genauso rein und konsequent, wie er sein wollte. Hier manifestierte sich die Trennung zwischen aufgeschlosseneren “Arminen” und extrem nationalen “Germanen”.
Diese Arbeit soll mit dem Vorurteil aufräumen, Juden wären im frühen 19. Jahrhundert in Burschenschaften nicht willkommen gewesen, denn das kann man so pauschal nicht sagen.
Juden konnten sicher durch Assimilation in manche Burschenschaften schon vor 1831 eintreten. Viele deutsche Juden, meist aus dem Bürgertum, konvertierten in dieser Zeit oft aus eigenem Antrieb aus meist pragmatischen Gründen zum Christentum. Der Taufakt geschah wie bei Heine und Gans eher beiläufig. Meist konvertieren nicht-praktizierende Juden und wurden zu nicht-praktizierenden Christen. Aber die Religion anzunehmen war eine Möglichkeit, seine politische Identität zu beweisen. Nur die aufgeklärten Christen erwarteten von den Konvertiten nicht, dass sie tatsächlich an die Dogmen glaubten, an die sie selbst nicht mehr glaubten. Andere Gründe waren das Stigma des „dreckigen Juden“ loszuwerden, in den Staatsdienst aufgenommen zu werden oder überhaupt eine berufliche Chance zu erhalten. Dieses ist bei Heinrich Heines Leben zu beobachten.
Felix Mendelssohn Bartholdy bekam von dem Judenhass wenig mit, da ihn sein Vater früh taufen ließ und ihn auch christlich erzog. Auf Grund seines aufklärerischen Gedankengutes fühlte er aber mit dem Schicksal der Juden mit. Anders Friedrich Julius Stahl, der in seinem späteren Leben aus christlicher Überzeugtheit gegen die Juden und auch die Burschenschaften wetterte, obwohl er beiden einmal angehört hatte.
1831 wurden Burschenschaften dann wieder zugelassen, wo von auch Bamberger und Auerbach sehr profitierten. Sie hatten in ihrer Studienzeit keine großen Probleme zu beweisen, dass sie auch für die deutsche Einheit kämpfen. Erst in den 1880er Jahren, als die Emanzipation schlagartig umkippte und der Antisemitismus geboren wurde, spürten auch sie, wozu Judenhass möglich war und verzweifelten daran. Wie wäre die Emanzipation von 1812 ausgegangen, wenn sie eins oder zwei Generationen früher zur Zeit Moses Mendelssohns proklamiert worden wäre?
Es war fatal für die Juden, dass es in die Zeit des heraufkommenden Nationalismus fiel, der Deutschland für 100 Jahre beeinflusste.
Quellen- und Literaturverzeichnis
Quellenverzeichnis
- Mainzer Stadtarchiv, Signatur ZGS / A-E, Bamberger.
- Heine, Heinrich: Der Rabbi von Bacherach. In: o. N. (Hg.): H. Heines sämmtliche Werke. Hamburg 1884. Elfter Band. S. 3.
- Heine, Heinrich: Almansor. In: o. N. (Hg.): H. Heines sämmtliche Werke. Hamburg 1884. Vierter Band. S. 3.
- Heine, Heinrich: Reisebilder. In: o. N. (Hg.): H. Heines sämmtliche Werke. Hamburg 1884. Fünfter Band. S. 3.
- Heine, Heinrich: Deutschland. Ein Wintermärchen. In: o. N. (Hg.): H. Heines sämmtliche Werke. Hamburg 1884. Zweiter Band. S. 189.
- Heine, Heinrich: Romanzero. In: o. N. (Hg.): H. Heines sämmtliche Werke. Dritter Band. Hamburg 1884. S. 3.
- Heine, Heinrich: Geständnisse. In: o. N. (Hg.): H. Heines sämmtliche Werke. Hamburg 1884. Achter Band. S. 3.
Literaturverzeichnis
- Brunck, Helma: Die deutsche Burschenschaft in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus. München 1999.
- Czermak, Gerhard: Christen gegen Juden. Geschichte einer Verfolgung. Von der Antike bis zum Holocaust, von 1945 bis heute. Hamburg 1997.
- Decker, Kerstin: Heinrich Heine. Narr des Glücks. Berlin 2005.
- Dvorak, Helge: Burschenschaft und Judenfrage. Berühmte Juden als Burschenschafter. In: Burschenschaftliche Blätter 114/2. o. O. 1999.
- Elon, Amos: Aus einer anderen Zeit. Porträt der jüdisch-deutschen Epoche 1743-1933. Stuttgart 2005.
- Graetz, Henrich: Geschichte der Juden. Band 11. o. O. 1900².
- Haber, E. R.: Dokumente zur Deutschen Verfassungsgeschichte. Band 1. Stuttgart ³o. J..
- Hädecke, Wolfgang: Heinrich Heine. Eine Biographie. München 1985.
- Höxter, Julius: Quellenbuch zur jüdischen Geschichte und Literatur. 5. Teil. Neueste Zeit: 1789 bis zur Gegenwart. Frankfurt/Main 1930.
- Huber, E. R.: Dokumente zur Deutschen Verfassungsgeschichte. Band 1. Stuttgart ³2000.
- Jacob, Heinrich Eduard: Felix Mendelssohn und seine Zeit. Bildnis und Schicksal eines Meisters. Frankfurt/Main 1981.
- Kampmann, Wanda: Deutsche und Juden. Studiun zur Geschichte des deutschen Judentums. Frankfurt 1994.
- Kirchner, Hartmut (Hg.): Heinrich Heine. Der Rabbi von Bacherach. Ein Fragment. Stuttgart 2004.
- Kirchner, Hartmut: Heinrich Heine und das Judentum. Bonn 1973.
- Koehler, Benedikt: Ludwig Bamberger. Ideologie statt Realpolitik. Stuttgart 1987.
- Konold, Wulf: Felix Mendelssohn Bartholdy und seine Zeit. o. O. 1984.
- Kopelew, Lew: Ein Dichter kam vom Rhein. Heinrich Heines Leben und Leiden. o. O. o. J.
- Kortländer, Bernd (Hg.): Die Worte und die Küsse sind wunderbar vermischt… . Stuttgart 2005.
- Kruse, Joseph A.: “Ich Narr des Glücks”. Heine Heine 1797 – 1856. Bilder einer Ausstellung. Stuttgart 1997 .
- Liedtke, Christian: Heinrich Heine. Hamburg 1997.
- Lönnecker, Harald: Frühe Burschenschaft und Judentum. In: Burschenschaftliche Blätter 114/2. o. O. 1999.
- Masur, Gerhard: Friedrich Julius Stahl. Geschichte seines Lebens. Aufstieg und Entfalung 1802-1840. Berlin 1930.
- Scheuffeler, Thomas (Hg.): Berthold Auerbach. 1812-1882. Marbach a. N. 1986.
- Schmidt, Roderich (Hg.): Heine in Göttingen. Göttingen 2004.
- Sterling, Eleonore: Judenhaß. Die Anfänge des politischen Antisemitismus in Deutschland (1815-1850). Frankfurt 1969.
- Werner, Eric: Mendelssohn. Leben und Werk in seiner Sicht. Zürich/Freiburg i. Br. 1980.
Fußnoten
↑1 | Vgl. Heine, Rabbi von Bacherach, S. 15. |
---|---|
↑2 | Werke, die nicht in Jiddisch geschrieben waren, waren jedoch damals Juden verboten zu lesen, da sie als „verderblich“ angesehen wurden. Aber Mendelssohn hatte Glück und ebenso weltoffene Unterstützer. |
↑3 | Vgl. Kampmann, Deutsche und Juden, 100. |
↑4 | Vgl. Czermak, Christen gegen Juden, 118. |
↑5 | Der Begriff Antisemitismus, der den Hass gegen die jüdische Rasse beschreibt und in den 1880er Jahren erst geprägt wurde, war hier nicht der Auslöser. Und dennoch wurde hier die Wiege für ihn gelegt. |
↑6 | Vgl. Kampmann, Deutsche und Juden, 134. |
↑7 | Vgl. Czermak, Christen gegen Juden, 117. |
↑8 | (1781-1831), Jurastudium. Publizist, viele Reisen. Brachte mit Brentano “Des Knaben Wunderhorn” heraus. |
↑9 | Mit “Philister” sind in der Sprache der Studentenverbindung die “Alten Herren” gemeint, also ehemalig Aktive in einer Verbindung. |
↑10 | Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 104. |
↑11 | (1762-1814), Professor für Philosophie. Erster Rektor an der neugegründeten Humboldt-Universität in Berlin. |
↑12, ↑14 | Vgl. Sterling, Judenhaß, 148. |
↑13 | (1778-1852), erlagte als Schüler und Student keinen Abschluss. Gründer der Turnbewegung und damit verbunden des schulischen Turnunterrichtes. Wurde in Verbindung mit den Karlsbader Beschüssen sechs Jahre inhaftiert, 1848 in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt und zog sich dann aus dem öffentlichen Leben zurück. Motto: “Haß alles Fremden ist des Ddeutschen Pflicht.” |
↑15 | (1769-1860), studierte evangelische Theologie, Geschichte, Erd- und Völkerkunde, Sprachen und Naturwissenschaften und war Professor in Greifswald und Bonn. Wurde allerdings zeitweise wegen seiner antifranzösischen Propaganda und den Karlsbader Beschlüssen verfolgt. Erst 1840 als 71jähriger rehabilitiert, lehrte er bis ins hohe Alter. War 1848 Abgeordneter in die Frankfurter Nationalversammlung.[/fn| war wie Jahn ein Juden- und Franzosen-Hasser. Die Nationalsozialisten sahen ihn 100 Jahre später als ihren Wegbereiter an. Wie Jahn kämpfte er gegen die Leibeigenschaft und für die Mobilisierung gegen Napoleon. Dafür wollte er Nationalgefühle wecken. Seine Schriften waren nicht nur Anregungen für die Gründung der Burschenschaften, sondern auch des Wingolf-Bundes.[fn]Der Wingolfbund ist eine christliche, nicht schlagende, aber farbentragende Studentenverbindung. |
↑16 | (1773-1843), Professor für Philosophie. Zeitweise wegen Konakt zur burschenschaftlichen Bewegung entlassen. |
↑17 | Vgl. Sterling, Judenhaß, 119. |
↑18, ↑20 | Vgl. Sterling, Judenhaß, 148. |
↑19 | Vgl. Kampmann, Deutsche und Juden, 156f. |
↑21 | Veröffentlichte 1815 seine Schrift mit dem programmatischen Namen “Germanomanie” und verurteilte darin Nationalismus und Deutschtümelei Germanomanie” war eine abwertende Bezeichnung für deutschen Nationalismus und Patriotismus mit Ablehung der anderen und Herofizierung der eigenen Kultur. |
↑22 | Zit. nach: Heine, Almansor, S. 10. |
↑23 | Vgl. Kampmann, Deutsche und Juden, 155. |
↑24 | Verbot der Burschenschaftem, Überwachung der Universitäten, Pressezensur, Entlassung und Berufsverbot für liberal und national gesinnte Professoren, Exekutionsordnung, Universitätsgesetz, Preßgesetz und Untersuchungsgesetz. |
↑25 | Abkürzung für “Hierosolyma est perdita”: Jerusalem ist verloren. Der Ruf soll auf einen Schlachtruf von römischen Soldaten während der Belagerung Jerusalems im Jahr 70 zurückgehen. Anderen Quellen zufolge stammt er aus der Zeit der Kreuzzüge bei den antijudaischen Progromen im Rheinland. Das lateinische Wort lässt vermuten, dass gebildete Menschen hinter den Krawallen standen. Die Initiatoren waren meist “ehrenwertrte” Bürger, Studenten und Professoren. |
↑26 | Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 108f. |
↑27, ↑33 | Vgl. Kampmann, Deutsche und Juden, 160. |
↑28 | Vgl. Graetz, Geschichte der Juden, 334 und Elon, Aus einer anderen Zeit, 108. |
↑29 | Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 111. |
↑30 | Vgl. Graetz, Geschichte der Juden, 335. |
↑31 | Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 109f. |
↑32 | Nach der Aufhebung der Kolonialsperre konnte Handel und Gewerbe mit England nicht mehr mithalten. |
↑34 | Vgl. Kirchner (Hg.): Rabbi von Bacherach, S. 51. Ebenso: Kirchner, Heine und das Judentum, 72. |
↑35 | “[…] Nicht, den Juden, unsern Brüdern, sondern der Judenschaft erklären wir den Krieg. […] Die Judenschaft ist ein Ueberbleibsel aus einer ungebildeten Vorzeit, welches man nicht beschränken, sondern ganz ausrotten soll. Die bürgerliche Lage der Juden verbessern heißt eben das Judenthum auszurotten, die Gesellschaft prellsüchtiger Trödler.” Zit. nach: Kirchner, Rabbi von Bacherach, S. 52-56. |
↑36 | (1780-1835), lernte Jahn und dessen Ideologie kennen und verfasste rachsüchtige, antinapoleonische Kriegslyrik. |
↑37 | Vgl. Kirchner (Hg.): Rabbi von Bacherach, S. 57-59. Hundt-Radowsky empfahl, ihnen den Mund zuzukleben, damit sie nichts stehlen können. |
↑38 | Vgl. Sterling, Judenhaß, 69. |
↑39 | Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit. 97. |
↑40 | In seinen Memoiren schrieb er: „[…] Sie [Heines Mutter] meinte jetzt, ich müsse durchaus Jurisprudenz studieren. […] Da eben die neue Universität Bonn errichtet worden, wo die juristische Fakultät von den berühmtesten Professoren besetzt war, schickte mich meine Mutter unverzüglich nach Bonn.“ zit. nach: Kruse, “Ich Narr des Glücks”, S. 99. |
↑41 | Vgl. Hädecke, Heinrich Heine, 113. |
↑42 | Vgl. Decker, Heinrich Heine, 61. |
↑43 | Vgl. Kopelew, Ein Dichter kam vom Rhein, 67. Ebenso: Liedtke, Heinrich Heine, 34. |
↑44 | Vgl. Liedtke, Heinrich Heine, 36. |
↑45 | Vgl. Hädecke, Heinrich Heine, 110f. |
↑46 | Zit. nach: Kopelew, Ein Dichter kam vom Rhein, 71f. |
↑47 | Vgl. Hädecke, Heinrich Heine, 122. |
↑48 | Vgl. Hädecke, Heinrich Heine, 187. |
↑49 | Vgl. Hädecke, Heinrich Heine, 124. |
↑50 | Das gesamte Protokoll zur Gerichtsverhandlung ist zu lesen bei Schmidt, Heine in Göttingen, S. 136-143. |
↑51 | „Als solches, die kein Vaterland haben und für unseres kein Interesse haben können, nicht aufnahmefähig, außer wenn erwiesen ist, daß sie sich christlich-teutsch für unser Volk ausbilden lassen wollen.“ zit. nach: Hädecke, Heinrich Heine, 124f. |
↑52 | Vgl. Heine, Reisebilder. Die Harzreise. S. 3. Siehe auch: Heine, Wintermärchen. Caput X, S. 211. |
↑53 | Vgl. Decker, Heinrich Heine, 73. |
↑54 | Siehe § 9 des Emanzipationsediktes: “In wie fern die Juden zu andern öffentlichen Bedienungen und Staats-Aemtern zugelassen werden könne, behalten Wir Uns vor, in der Folge der Zeit, gesetzlich zu bestimmen.“ zit. nach: Huber, Dokumente, S. 49. |
↑55 | (1797-1839), stammte aus einer jüdischen Bankiersfamilie aus dem liberalen, assimilierten Judentum, studierte in Berlin und Göttingen Jura, Philosophie und Geschichte, bekam Einladung als Hochschulprofessor als besonders fähiger Akademiker für die Universität Berlin. Als Professor empfing er studentische Fackelzüge und organisierte Unterschriftsaktionen für die sieben entlassenen Göttinger Professoren, den “Göttinger Sieben”. Er sah die Französische Revolution als entscheidenden Wendepunkt in der europäischen Geschichte und die Juli-Revolution 1830 als notwendige Entwicklung im Sinne des liberalen Bürgertums. Sein Staatsideal war das eines preußischen Staates als konstitutioneller Monarchie unter Führung eines aufgeklärten, starken Souveräns. Sein größter akademischer Widersacher war von Savigny. |
↑56 | Vgl. Kampmann, Deutsche und Juden, 166. |
↑57 | Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 127. |
↑58 | „Ich bereue es sehr, daß ich mich getauft habe; ich sehe noch gar nicht ein, daß es mir seitdem besser gegangen sei.“ zit. nach: Elon, Aus einer anderen Zeit, 29. |
↑59 | Vgl. Höxter, Quellenbuch zur jüdischen Geschichte, 38. |
↑60 | „Es war im Mai 1848, an dem Tage, wo ich zum letzten Male ausging“ zit. nach: Heine, Romanzero, S. 6. |
↑61 | Vgl. Konold, Felix Mendelssohn Bartholdy, S. 31. |
↑62 | Vgl. Werner 66f. |
↑63 | Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 87. |
↑64 | Hier spielt Heine darauf an, dass es Mendelssohn Bartholdy nach langem Kampf gelungen war, Bachs nahezu vergessene Matthäus-Passion wiederaufzuführen. Heine fand es seltsam, dass ein Judenjunge den Leuten die bedeutenste christliche Musik wiederbringen müsse. Er war aber bei der Uraufführung anwesend. |
↑65 | Vgl. Heine, Geständnisse, S. 38. |
↑66 | Vgl. Lönnecker, Frühe Burschenschaft und Judentum, 78f. |
↑67 | Wahrscheinlich, weil Kronprinz Ludwig von Bayern Metternich feindlich gesinnt war. Vgl. Masur, Friedrich Julius Stahl, S. 46. |
↑68 | Vgl. Masur, Friedrich Julius Stahl, S. 47f. |
↑69 | Vgl. Masur, Friedrich Julius Stahl, 50. |
↑70 | Vgl. Masur Friedrich Julius Stahl, 54f. |
↑71 | Vgl. Masur, Friedrich Julius Stahl, 62. |
↑72 | Vgl. Masur, Friedrich Julius Stahl, 71. |
↑73 | Vgl. Masur, Friedrich Julius Stahl, 69. |
↑74 | Vgl. Masur, Friedrich Julius Stahl, 75f. |
↑75 | Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 83.
König Friedrich Wilhelm IV. ernannte ihn 1849 zum lebenslangen Mitglied der Ersten Kammer. Damit war er der Führer der reaktionören Bewegung Preußens.[fn]Vgl. Scheuffeler, Berthold Auerbach, 27. |
↑76 | Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 184. |
↑77 | Vgl. Lönnecker, Frühe Burschenschaft und Judentum, 78. |
↑78 | Vgl. Masur, Friedrich Julius Stahl, 78. |
↑79 | Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 183. |
↑80 | Im Mainzer Archiv findet man unter der Signatur “ZGS / A-E, Bamberger” Zeitungsartikel mit dem Lebenslauf und dem Stammbaum Bambergers. |
↑81 | Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 153f. |
↑82 | Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 165. |
↑83 | Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 186f. |
↑84 | Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 192. |
↑85 | Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 195. |
↑86 | Heute Horb am Neckar. |
↑87 | ”Ich verbrachte dort ein trauriges Stück Leben.“, zit. nach Scheuffelen, Berthold Auerbach, 30. |
↑88 | Zit. nach: Elon, Aus einer anderen Zeit, 169. |
↑89 | Vgl. Scheuffelen, Berthold Auerbach, 31f. |
↑90 | Wurde “Demagogenherberge” genannt, da dort fast nur verurteilte Burschenschafter saßen. |
↑91 | Vgl. Scheuffelen, Berthold Auerbach, 34. |
↑92 | Vgl. Scheuffelen, Berthold Auerbach, 29. |
↑93 | Zit. Nach: Scheuffelen, Berthold Auerbach, 40. |
↑94 | Vgl. Scheuffelen, Berthold Auerbach, 40. |
↑95 | Vgl. Scheuffelen, Berthold Auerbach, 42. |
↑96 | Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 171f. |
↑97 | Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 209. |
↑98 | Zit. nach: Wolbe, Lebensweisheiten … Auerbachs, 17. |
↑99 | Vgl. Elon, Aus einer anderen Zeit, 219. |
↑100 | Zit. nach: Elon, Aus einer anderen Zeit, 220. |